Märchenhörspiel in der DDR
Ron Schlesingers Büchlein ist eine Einladung, Kindheit neu zu hören – und das im Wortsinn. Mit viel Sorgfalt versammelt der Autor über 90 Märchenhörspiele, die einst bei LITERA oder ETERNA erschienen und in DDR-Studios produziert wurden. Einige davon auch in den Hörspielstudios des DDR-Rundfunks in der Nalepastraße.
Was zunächst nur wie eine kulturhistorische Bestandsaufnahme wirkt, entpuppt sich beim Blättern und Staunen als ein richtig kleines Schatzkästchen. Zumal der Anhang mit digitalen Quellen zum Weiterstöbern einlädt. Einige der dort zitierten Websites öffnen durch ihre Angebote geradezu gleich mehrere Erinnerungstüren zu vertrauten Stimmen, Klängen und Melodien. Die Cover, Daten- und Inhaltsangaben zeigen außerdem, dass die Produktionen keine bloße Kinderunterhaltung, sondern oft kunstvoll komponierte Hörwelten mit Tiefgang waren. Viele Produktionen, etwa nach Grimm oder Andersen, entfalten ihre Wirkung niemals allein über das gesprochene Wort, sondern natürlich auch über Musik, Geräuschkompositionen und eine Klangregie.
Wer in der DDR aufwuchs oder dort Kinder großzog, wird sich beim erneuten Hören vielleicht wundern, wie tief doch das Gehörte im Innern tatsächlich verankert blieb - sich Stimmen, Musik und Geräusche wie ein leises Streicheln der Seele anfühlen können. HörTipps für nur zwei Märchenhörspiel-Produktionen in der Nalepastraße:
Details zur CD „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren"
Details zur CD "Schneeweißchen und Rosenrot"
Das Taschenbuch Märchenhörspiel in der DDR ist empfehlenswert für alle, die sich mit der Geschichte des DDR-Hörspiels, aber auch mit visueller und auditiver Alltagskultur der 1970er und 1980er Jahre beschäftigen. Website von Ron Schlesinger - u. a. mit Quellenangaben zum Erwerb des Buches I Zurück zu LeseTipps