Gerhard Steinke
Elektroakustischer Pionier und prägender Ingenieur des Funkhauses Nalepastraße
Gerhard Steinke war eine Schlüsselfigur in der Geschichte des ehemaligen DDR-Rundfunkzentrums in der Berliner Nalepastraße – dem heutigen „Funkhaus Berlin“. Der geborene Dresdner, der an der dortigen TH studierte, hatte beim Wiederaufbau des Dresdner Großen Hauses als Opernspielstätte (1947-49) an der Seite des Architekten Franz Ehrlich gemeinsam mit der Akustikerin Gisela Herzog entscheidende Impulse für den Bau der Aufnahmesäle im Funkhaus Nalepastrasse gewonnen. Seit den 1950er Jahren prägte er als Toningenieur, Akustiker und Forscher maßgeblich die technische Entwicklung des Hauses.
Im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt (RFZ) baute er ein weltweit beachtetes „Labor für akustisch-musikalische Grenzprobleme“ auf – das erste seiner Art im DDR-Rundfunk. Dort erforschte er mit seinem Team die Grundlagen der Klangwahrnehmung, Raumakustik und Stereofonie. Die Ergebnisse fanden internationale Anerkennung und flossen in Rundfunknormen ein.
Als Mitentwickler des Subharchords – eines subharmonischen Synthesizers – eröffnete er neue Wege zwischen Technik und Kunst. Seine Arbeit verband wissenschaftliche Tiefe mit klarem ästhetischem Anspruch. Was ihn besonders auszeichnete: Gerhard Steinke war nicht nur ein brillanter Ingenieur, sondern auch ein Mensch mit großem pädagogischem Gespür. Mit Offenheit und Geduld gab er sein Wissen an Jüngere weiter – im Haus zuletzt u. a. an Künstler wie Nils Frahm oder Jan Urbrik. So wirkte er weit über seine aktive Berufslaufbahn hinaus als Impulsgeber und Mentor. Bis ins hohe Alter blieb Steinke dem Funkhaus eng verbunden – als Zeitzeuge, Ratgeber und leidenschaftlicher Vermittler der akustischen Geschichte dieses besonderen Ortes.
Gerhard Steinke - sein Name steht – gemeinsam mit Gisela Herzog, mit der er das Buch "Der Raum ist das Kleid der Musik" veröffentlichte – für das akustische Erbe, die Innovationskraft und die Menschlichkeit, die das Funkhaus Berlin bis heute prägen. Beide sind u. a. auch mit ausführlichen Zeitzeugeninterviews hier auf dieser Website unter diversen Rubriken vertreten – ein lebendiges Vermächtnis für kommende Generationen. EH & MT im Mai 2025 I Collage: Elisabeth Heller
Siehe Momentaufnahmen: 60er Jahre II 2013 II 2017 II 2018 II Film: Subharchord II 2022