Zum Jahresausklang 2025
Zum Jahresende kam es im Saal 1 des Funkhauses Berlin zu einem seltenen Zusammentreffen: Die Cellistin Anastasia Kobekina, international bekannt für ihre intensive Auseinandersetzung mit den Cellosuiten von Johann Sebastian Bach, begegnete der Choreografin und Tänzerin Sasha Waltz, die an diesem Abend selbst tanzte.
Die Veranstaltung war ausverkauft. Viele der aufmerksam und konzentriert wirkenden Besucherinnen und Besucher schienen diesen Abend bewusst gewählt zu haben und nahmen dafür auch längere Wege in Kauf. Die durchgehende Stille während der Performance sowie der große Beifall am Ende unterstrichen diesen Eindruck.
Das Geschehen fand nicht auf einer Bühne statt, sondern im Orchestergraben des großen Saales, jenem Raum, der einst ausschließlich für die Aufnahme klassischer Musik konzipiert worden war. In dieser besonderen räumlichen Konstellation begann die Performance in nahezu vollständiger Dunkelheit, aus der sich das Zusammenspiel von Klang, Bewegung und Licht allmählich entwickelte.
Die Lichtgestaltung von Jörg Bittner war bewusst zurückgenommen und zugleich äußerst präzise. Keine dekorative Ausleuchtung lenkte ab; stattdessen öffneten gezielt gesetzte Lichtinseln den Raum und gaben Orientierung. Das Licht wirkte nicht begleitend, sondern formend – und eröffnete damit einen Raum, in dem sich Musik und Bewegung auf Augenhöhe begegneten. Dabei verbanden sich die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach, Improvisationen und zeitgenössische Klänge nicht zu einer linearen Abfolge, sondern zu einem offenen, atmenden Geflecht. Klang wurde körperlich erfahrbar, Bewegung klanglich getragen – ohne Illustration, ohne Hierarchie.
Die Dramaturgie des Abends lag bei Jochen Sandig. Seine erste Begegnung mit dem Funkhaus Berlin fand bereits im Mai 2015 im Zusammenhang mit der Veranstaltung zum 90-jährigen Bestehen des Rundfunkchores Berlin statt – ein markanter Moment, der bis heute dokumentiert bleibt. In dieser Rückschau liegt nahe, dass die damalige Erfahrung den Impuls gab, rund zehn Jahre später mit dieser Produktion in den Saal 1 zurückzukehren.
Als konzentrierter, eindrucksvoller Abschluss des Jahres bleibt dieser Abend vor allem als das in Erinnerung, was er war: das Aufeinandertreffen zweier herausragender Künstlerinnen im Saal 1 des Funkhauses. Draußen führte der Weg über das nächtliche Funkhausgelände – Nebel, Laternenlicht, feuchte Kälte – ein stiller Kontrast zur zuvor erlebten Intensität. Blick ins Programmheft des Abends
Hinweis für künftige Besucherinnen und Besucher:
Die festen Sitzplätze im Saal 1 wurden bereits vor Jahren entfernt, um Veranstaltungen mit größerem Publikum zu ermöglichen. Bei Formaten mit überwiegend jungem Publikum reichen die teils angebotenen Kissen oft aus; bei Konzerten dieser Art sollte jedoch einkalkuliert werden, dass längeres Sitzen auf Stufen oder auf dem Parkettboden erforderlich sein kann.
Randbemerkung:
Die Bar im großen Foyer des Produktionskomplexes B gehört nicht zur ursprünglichen Ausstattung des Funkhauses. Sie entstand einst als Kulisse für den Film "Ballon" und stellte dort den Empfangsbereich des Hotels „Stadt Berlin“ (1979) nach. Nach den Dreharbeiten blieb sie als Bar erhalten und wird bis heute als solche genutzt.
Text & Fotos: © Elisabeth Heller II Momentaufnahmen I 2025